Die Geschichte der Jeans und ihr Erfinder Levi Strauss

Wenn die Jeanshose in wenigen Jahren ihren 150. Geburtstag feiert, handelt es sich dabei um ein ganz besonderes Jubiläum. Einerseits sind 150 Jahre wirklich eine stolze Zahl. Und andererseits ist die Jeans wohl die einzige Hose, die sich über einen so langen Zeitraum weltweit in der Mode behaupten konnte. Und das Allerbeste: Sie tut es ja immer noch!

Um zu erfahren, wie der Siegeszug der blauen Hose begann, wer sie entwickelt hat und warum sie überhaupt erfunden wurde, müssen Sie sich ein bisschen mit ihrer Geschichte befassen. Die Bluejeans hat ihren Ursprung zwar in den Vereinigten Staaten, ihr Erfinder war jedoch ein deutscher Auswanderer, genau genommen, ein Bayer. Laut Patentamt liegt das Geburtsdatum der Hose im Jahr 1873, als Levi Strauss und Jacob Davis, ihre Gründerväter, sich die Hosenerfindung patentieren ließen.

Ursprünglich als stabile Arbeiterhose entwickelt, bewegt sich die Jeanshose heute sogar an schlanken Beinen grazil über die Laufstege der größten Modetempel. Längst dreht es sich nämlich nicht mehr nur um die Verbreitung eines bequemen und strapazierfähigen Beinkleides, sondern die Erfolgsgeschichte macht auch vor den unterschiedlichsten Modetrends nicht halt. Sie dürfte wohl die einzige Hose überhaupt sein, die sich in so zahlreichen Passformen, Schnitten und Designs etabliert hat.

Levi Strauss ist der Erfinder der Jeanshose

Levis ist nicht nur eine weltbekannte Jeansmarke, sondern die Hose trägt gleichzeitig den Namen des Urvaters aller Jeanshosen. Levi Strauss wurde als Sohn jüdischer Eltern im Jahr 1829 oberfränkischen Buttenheim bei Bamberg geboren. Sein Vater, ein armer Hausierer, starb frühzeitig und so wanderte er im Alter von 18 Jahren zusammen mit seiner Mutter und weiteren Geschwistern nach Amerika aus. Dort legte er seinen Geburtsnamen Löb ab und nannte sich Levi. Wie zwei seiner Brüder arbeitete auch er im Textilhandel.

Als Amerika vom großen Goldrausch heimgesucht wurde, zog Levi zusammen mit zwei seiner Geschwister nach San Francisco. Als cleverer Geschäftsmann verschrieb er sich allerdings nicht der Goldsuche, sondern eröffnete einen Handel mit Stoff und Kurzwaren. Schnell hatte er herausgefunden, was die Goldschürfer neben der Kleidung an persönlichem Habe bei ihren Wanderungen durch die Wüste benötigten und erweiterte sein rein textiles Sortiment um Zahnbürsten, Hosenträger und Knöpfe.

Es kauften immer mehr Goldgräber bei Levi und so bemerkte er, dass die Schürfer einen großen Hosenverschleiß hatten und oftmals, um Geld zu sparen, in zerrissenen und zerfetzten Beinkleidern umherliefen. Also überlegte er sich, wie den wackeren Pionieren zu helfen wäre. Eines stand fest: Sie benötigten stabile, widerstandsfähige Hosen, in deren Taschen ihre vielen kleinen Werkzeuge Platz fanden.

Und damit ist der Grund für die Erfindung der Jeanshose auch bereits erklärt. Levi Strauss kümmerte sich über seine Kontakte aus dem Textilhandel um die strapazierfähigen Stoffe und dachte sich einen bequemen Hosenschnitt aus. Er nahm sich den Schneider Jacob Davis zum Partner, der sich um die Belastbarkeit der Hosentaschen kümmerte und deren Ecken mit Nieten verstärkte.

Im Mai 1873 konnten sie schließlich ihr Hosenpatent anmelden. Und bis zum Ende des selben Jahres hatten die beiden einfallsreichen Geschäftsmänner schon 5.875 ihrer tollen Hosen verkauft (siehe Levis 501 Jeans).

Jeans Geschichte: Arbeitshose

Geschichte: Jeans als Arbeitshose in Amerika

Das starke, braune Segeltuch, aus dem Levi und Jacob ihre ersten Jeanshosen fertigten, ersetzten die beiden Erfinder schon nach kurzer Zeit durch eine strapazierfähige Baumwolle. Diesen Baumwollstoff importierten sie aus Nîmes in Frankreich. Er erhielt in Anlehnung an seinen Ursprung den Namen Denim. Als Markenzeichen färbten sie die Arbeiterhosen einheitlich in einem Indigo blauen Farbton ein und verzierten sie mit orangfarbigen Nähten.

Der Erfolg ließ nicht auf sich warten. Rasch sprach sich die Erfindung der Hosen für die Goldgräber herum, und es fanden schließlich auch andere Arbeiter Gefallen an den praktischen Bluejeans. Neben zahlreichen Cowboys entschieden sich auch die Farmer und die Holzfäller für die strapazierfähigen Hosen aus Denim und zählten fortan zum zufriedenen Kundenstab der beiden erfinderischen Geschäftsleute.

In den 1920er Jahren, als die beiden Erfinder längst gestorben waren, begann der eigentliche Siegeszug der Bluejeans. Als Arbeiterhose war sie mittlerweile in Amerika in aller Munde. Immer noch wurden die Hosen im gleichen Indigo Blau gefärbt, dessen Farbton die Bluejeans schließlich auch ihren Namen verdankt.

Auch am Schnitt hatte sich in all den Jahren nichts geändert. Denn schließlich waren die Arbeiter mit der bequemen Passform der Hose ja zufrieden. Modische Ansprüche stellte niemand. Die Bluejeans musste lediglich strapazierfähig sein, lange halten und bei keiner Bewegung zwicken oder kneifen.

Erst um circa 1930, als die zweckmäßigen Hosenträger durch den modischen Gürtel abgelöst wurden, änderten sich auch die Ansprüche an die Jeanshose. Denn die ehemalige Arbeiterhose trug nun auch die Jugend Amerikas. Die Bluejeans wurde ein Symbol der Rebellion. Sie galt als öffentliches Zeichen für den Protest gegen Tradition und Autorität. Und somit begann auch die Modegeschichte der Trendhose und ist seither nicht mehr aufzuhalten.

Geschichte: Jeanshose auf dem Weg nach Europa

Durch den Zweiten Weltkrieg, in dem viele amerikanische Soldaten auf europäischem Boden kämpften, gelangte die Bluejeans nach Europa. Denn die Jeanshose hatte es in den Vereinigten Staaten bis in die Armeebekleidung geschafft. Obwohl das Beinkleid der fremden Soldaten, das in Deutschland zunächst als Texashose oder Nietenhose bekannt war, keinen leichten Start hatte, konnte es sich schließlich durchsetzen.

Nach anfänglichen Schimpftiraden - in der DDR war das Tragen von Bluejeans in Schulen oder auf Tanzveranstaltungen sogar verboten – gelang der trendigen Hose der Durchbruch. Schuld daran hatten unter anderem auch Filmgrößen, wie James Dean und Marlon Brando, die mit ihrem eigenen Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad auch den Erfolg steigerten.

Kurz nach Ende des Krieges wurden im Zuge des Wiederaufbaus schließlich die ersten Bluejeans in Europa hergestellt. Die deutsche Fabrik namens L. Hermann in Künzelsau im Schwabenländle nahm sich der Produktion an. Diesen Jeanshersteller gibt es übrigens heute noch. Allerdings firmiert die damalige Kleidermanufaktur seit nunmehr 60 Jahren unter "Mustang". Der Name soll den amerikanischen Lebensstil des Wilden Westens und den "Geruch nach Cowboy" widerspiegeln.

Bereits fünf Jahre später, also ab 1953 gab es in Deutschland auch Jeansmodelle für Frauen. Als Girls-Camping-Hose wurde die erste Damenjeans bezeichnet. Wie damals üblich, trug die stylishe Damenhose ihren Reißverschluss an der Seite. Auch sie wurde in der deutschen Jeansmanufaktur in Schwaben gefertigt. Im Gegensatz zu den ersten Damenjeans in Amerika, die dort bereits im Jahre 1935 geschneidert wurden, war das deutsche Modell nicht den Damen der begüterten Oberschicht vorbehalten, sondern sie war für jede Frau erschwinglich.

Eine Anekdote, wie der schwäbische Hersteller denn nun eigentlich zum Schnittmuster für die begehrte Jeanshose gelangte, besagt Folgendes: Angeblich saß ein Miteigentümer der schwäbischen Kleiderfabrik eines Tages mit einem amerikanischen Soldat in einer Bar zusammen. Dort überredete er den Soldaten, ihm für sechs Flaschen Hohenloher Schnaps sechs "Amihosen" zu überlassen.

Obwohl der Schnitt bei der gestrengen Schwiegermutter, die Miteigentümerin der Kleidermaufaktur war, zunächst Empörung auslöste, wurde die Hose auf Anhieb ein großer Erfolg. Der erste Auftrag lautete bereits über 300 Hosen und somit hielt sich der deutsche Prototyp auch als Schnittmuster für die zukünftigen Jeansmodelle.

Jeans Geschichte: Heute

Jeans in Deutschland - Geschichte und heute

Weil die amerikanischen Soldaten nach dem Krieg die armen Deutschen mit verschiedenen Leckereien, wie Kaugummi und Schokolade versorgten, waren sie bei der deutschen Bevölkerung sehr beliebt. Rasch erlangte so auch das typisch amerikanische Beinkleid Popularität und wurde zum Modehit Nummer eins. Neben der deutschen Jeansmarke "Mustang" entwickelten sich auch in anderen europäischen Ländern Jeanslabel, die bis heute bekannt sind. Hierzu zählen "Lois" aus Spanien, "Big Star" aus der Schweiz oder "Diesel" aus Italien.

Nach weniger als 25 Jahren hatte sich die Bluejeans in Deutschland so weit etabliert, dass 1972 zur Olympiade in München die deutschen Athleten Kleidung der Marke Mustang trugen. Die ehemalige Arbeiterhose aus den Staaten hatte ihren Beliebtheitsgrad auch in Deutschland und dem übrigen Europa bereits so weit gesteigert, dass sie in verschiedener Hinsicht als Kultsymbol fungierte. Diesen Kultstatus hat die Jeans bis heute nicht verloren.

Die erste Jeanskrise gab es bei vielen der mittlerweile renommierten Denimhosen-Herstellern in den USA und in Deutschland, als in den 90er Jahren die Baggy Jeans erfunden wurde. Der Modetrend zur weiten, übergroßen Hose gewann rasch einen großen Zulauf, sodass die herkömmlichen Jeansbrands oft große Markteinbußen hinnehmen mussten. Die einzige Alternative, um dieser Misere zu entgehen, sahen viele in der Gründung eines Zweitlabels, das nur dem Vertrieb der sogenannten "Sackmode" diente.

Heute haben sich die großen Jeanslabel sowohl in den Staaten, wie auch in Europa von diesem Rückschlag jedoch bestens erholt. Es gibt so viel verschiedene Modelle, Schnittmuster und Designs, wie bei keiner anderen Hosenart. Und – auch, wenn es schier unmöglich scheint - keines der vorhandenen Jeansmodelle ist richtig out!

Der passionierte Jeansträger kann also wirklich aus dem Vollen schöpfen. Wenn Sie Jeansfan sind, dürfen Sie sich getrost für Ihr Lieblingsdesign entscheiden. Wenn Sie die Hose in der richtigen Passform wählen und sie zeitgemäß kombinieren, ist sie auch heute immer noch ein Hingucker.